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Lehrgang mit Junior Lefevre (Belgien)

Berufsschulzentrum Meissen am 13.-14.März.2010

Text von Tobias, Fotos aufgenommen von Hannes, Tobias

 

Da stand ich nun also mitten in Dresden und hatte die samstägliche Einkaufs-Rush hour vollkommen unterschätzt. Staus überall im Stadtzentrum und in 45 Minuten sollte der Lehrgang in Meissen losgehen. Zum Glück war die dritte Ausweichroute erfolgreich und so wurde es eine ziemliche Punktlandung zum Lehrgangsbeginn in der modernen Mehrfeldhalle des Berufsschulzentrums in Meissen. Leider dezimierte die momentane Erkältungswelle die potenzielle Mitfahrerzahl erheblich.

 

Geleitet wurde der Lehrgang vom Belgier Junior Lefevre (Bild rechts, Weltmeister WKF 2000), der auch schon im Vorjahr in Meissen zu Gast war. Lefevre führte mit seiner sympathischen Art in einem Sprachmix aus deutsch und englisch durch die Einheiten. Die Übungseinheiten des Lehrganges unterteilten sich nach Altergruppen in Kids und in Jugend/Erwachsene. In der Erwachsenengruppe waren von gelb bis Dan alle Graduierungen vertreten, wobei die Gruppe vielleicht 60 Teilnehmer umfasste, hauptsächlich vom ausrichtenden Dojo Seiwakai.

 

Da es sich um einen kumiteorientierten Lehrgang handelte, drehte sich der LG ausschliesslich um Partnerübungen. Die Besonderheit dieser Art Lehrgänge ist, dass mit Schützern trainiert wird. Damit wird auch nicht kurz vor dem Körper abgestoppt, sondern der Gegner kann leicht touchiert werden. Wobei es für mich (der Abstoppen gewohnt ist) immer noch etwas irritierend ist, am Kinn getroffen zu werden (wenn auch gut und sanft abgepolstert) bzw. selbst Jodan zu treffen.

 

 

 

Bild: Junior Lefevre bei der Begrüssung

 

Junior Lefevre konzentrierte sich auf den Aufbau von Kombinationen mit bis zu zehn Einzeltechniken. Es ist jener kumiteorientierte Stil, den wir letztes Jahr schon beim stilrichtungsoffenen Lehrgang mit Christian Grüner in Rochlitz kennengelernt hatten. Die Einzeltechniken der Kombinationen umfassen dabei Schrittwechsel, Zukis, Mae Geris, Mawashi Geris, Ushiro Geris, und auch Ashi Barais bis hin zu finalen Würfen. Dabei ist es frappierend mit welcher Schnelligkeit und Exaktheit Junior Lefevre die Techniken setzt. Für uns Schüler führte Junior Lefevre die Kombinationen natürlich betont langsam, aber sehr fliessend vor (Lefevre: "do it like the wind"). Anschliessend zeigte er die Kombination in seiner 'normalen' Geschwindigkeit, wobei man dann selbst bei guter Konzentration und im Wissen um die Einzeltechniken nicht mehr folgen konnte.

Dann waren wir dran: Stück für Stück setzten wir uns die Kombinationen zusammen, anfangs noch mit deutlichen Denkpausen. Wenn man dann die Kombinationen aber auch mal flüssig zusammengebracht hat, und Junior gerade vorbeilief, so heimste man sich auch schon mal ein anerkennendes Kopfnicken Juniors ein. Der Weg ist das Ziel :)

 

  

Nachdem sich Junior ein Bild von unserem Leistungsstand gemacht hatte (und wohl noch einiges Verbesserungspotenzial an uns festgestellt hatte), schob er eine kurze Kihon-Einheit ("Lets do some Kihon") mit Mae Geri / Zuki, Mawashi geri / Zuki dazwischen. Besonderen Wert legte Junior hier auf Hüfteinsatz und auf einen gleichbleibend tiefen Stand.

Mit gelockerter Hüfte und tiefem Stand konnten wir zum nächsten Übungsteil übergehen, der in partnerweisen Reaktionsübungen bestand. Nach einem Mawashi Geri sollte ein schneller Gyaku Zuki folgen. Beide Partner sollten dabei den Gyaku Zuki gleichzeitig machen, und so in Konkurrenz um den schnellsten Gyaku Zuki treten - ohne sich dabei die Hände aneinander zu zerschmettern - natürlich. Da mein Trainingspartner dabei ungefähr genauso schnell war wie ich, konnten wir beide diesen Wettkampf mit dem guten Gefühl eines Quasi-Siegers beenden und uns der nächsten Herausforderung widmen.

Diese Herausforderung kam in Form von einer Distanzübung daher, in der es darum ging, den Angriff bzw. den Konter möglichst weit nach vorn zu bringen, ohne jedoch statisch in den Gegner hineinzulaufen (Junior über den Gegner: "He has 2 arms and 2 legs, that's the problem."). Der Schlüssel zu dieser Übung war ein kontrolliertes Vorbeischnellen am Gegner mit der Option, jederzeit eine weitere Technik hinterherzusetzen. Am Anfang dieser Übung konnte bei mir jedoch leider weder von Kontrolle noch von Schnellen die Rede sein. Erst nach einigen Anläufen waren Ansätze davon vielleicht erkennbar. Noch bevor ich diese Ansätze aber zu nennenswertem Können ausbauen konnte, war das Training für heute aber leider schon zu Ende. Auf der Rückfahrt nach Dresden waren wir uns dann einig, dass es ein richtig klasse erster Lehrgangstag war.

 

 

Sonntag Vormittag. Da noch etwas Zeit war bis zum Beginn meiner heutigen Lehrgangseinheit, konnte ich noch einen Blick zu den parallel stattfindenden Kyu-Prüfungen werfen. Aufgeregte Karateka liefen hier vor ihrer Prüfung herum, mitfiebernde Eltern rutschten auf den Bänken hin und her - alles wie ich es auch aus meinem Erleben her kenne. Und natürlich liefen auch hier die Prüflinge während des Prüfungsprogramms zur Hochform auf, helle Freude nach bestandener Prüfung inklusive... All das hatte etwas sehr Vertrautes.

 

In der Trainingseinheit am Sonntag drehte sich nochmals alles um den Aufbau von Kombinationen. Da diesmal deutlich mehr Richtungswechsel innerhalb jeder Kombination zu beachten waren, und da pro Kombination auch nicht mehr so viel Übungszeit zur Verfügung stand, musste man schon ziemlich bei der Sache sein. Man spürte, dass sich Junior für diese 1 ½ Stunden viel mit uns vorgenommen hatte. Nachdem wir die geforderten Kombinationen so halbwegs drauf hatten, ging Junior auf die Dynamik der Kombinationen näher ein. Nicht die Einzeltechnik sei das Entscheidende, sondern das Zusammenspiel der Techniken. So sollen die einzelnen Techniken einer Angriffs-/Konter-Kombination nicht losgelöst voneinander ausgeführt werden, sondern jede Technik der Folgetechnik zu mehr Energie verhelfen ("Every technique helps the next one."). Selbst einfache Richtungswechsel können demnach ein Katalysator für eine dynamischere Folgetechnik sein. Als ich gerade zu begreifen begann, wie Junior das meinte, folgte auch schon sofort die nächste Lehreinheit, die besagte, dass man die Angriffsdynamik des Gegners aufnehmen und zu seinem eigenen Vorteil nutzen solle ("Absorb and attack. Do it like a wave.").

Wahrscheinlich kann man aber allein mit diesem Thema schon wieder mehrere Lehrgänge füllen. Wie auch immer, noch bevor ich mir auch diese Lehre Juniors verinnerlichen konnten, war der Lehrgang leider ruckzuck zu Ende, und jeder fragte sich irgendwie, warum dieser LG nicht noch etwas länger hätte gehen können. Naja, um uns den Abschied zu erleichtern, verabschiedete sich Junior mit einer kurzen Liegestütz-Einheit von uns…

Schön wars gewesen.

  

Bild: Training der Kids-Gruppe

  

   Dresden, am 15.März.2010